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Mein Kind will eine Schönheits-OP: der Expertenrat eines Schönheits-Chirurgen

Eine der beliebtesten Ausreden für kindliches Fehlverhalten lautet: „Aber der hat ja auch…“ Eltern pflegen dann gütig und gelassen zu antworten: „Du sollst dich aber am guten Beispiel orientieren, nicht am schlechten.“ Nun hatten junge Menschen zu allen Zeiten Vorbilder und Modetrends, die ihre Eltern auf den höchsten Wipfel der Palme brachten. In jüngerer Zeit sind Trends hinzugetreten, mit denen junge Menschen ihre Gesundheit erheblich gefährden: Piercings an den empfindlichsten Körperstellen, gesetzt von Laien ohne nennenswerte anatomische und medizinische Kenntnisse.

Schönheitstrends inklusive OPs, vornehmlich aus den USA, sind ein Medien-Thema

Dass der Drang nach Selbstoptimierung in Wahn münden kann, zeigt der angeblich neueste Trend aus den USA. Schon Kinder und Jugendliche wünschen sich Schönheits-Operationen. Wenn Eltern so etwas in Boulevard-Medien lesen oder im Fernsehen sehen, kann man die Verunsicherung schon verstehen. Zunächst aber gilt es, Ruhe zu bewahren: Das Thema findet viel mehr in der Presse statt als in der Realität.

Außerdem: Diese kosmetischen Trends kommen immer aus den USA. Und die Situation lässt sich nicht eins zu eins auf Deutschland übertragen. Von den verrückten Geschichten aus der Boulevard-Presse ist hier in Deutschland kaum etwas zu sehen. Dass sich Mädchen angeblich schon zum 16. Geburtstag die Brust vergrößern lassen, ist ein Mythos. Das belegen die Zahlen: Der Anteil minderjähriger Patienten in der plastischen und kosmetischen Chirurgie beträgt nur 0,5 Prozent.

Medizinisch indizierte Schönheits-Operationen

Davon sind rund 80 Prozent Patienten, bei denen abstehende Ohren korrigiert werden. Also medizinisch sinnvolle Eingriffe, die Kindern und Jugendlichen Ausgrenzungen und Hänseleien ersparen. Selbst Krankenkassen erkennen abstehende Ohren anstandslos als psychischen Grund für eine kosmetische Operation an.

Bei manchen Mädchen kommt es aufgrund einer Anlagestörung dazu, dass sich einfach keine Brust ausbildet, obwohl die körperlich-sexuelle Entwicklung abgeschlossen ist. Auch das ist ein medizinisch sinnvoller Grund, im jungen Erwachsenenalter kosmetisch einzugreifen. Eine solche Behandlung startet aber nicht mit Silikonkissen, sondern mit einer Hormonuntersuchung.

Schönheits-OPs, die medizinisch nicht sinnvoll sind: Aussehen wie Kim Kardashian

Aber was nutzen Zahlen, wenn Jugendliche tatsächlich den Wunsch nach einer Schönheitsoperation entwickeln? Natürlich geschieht das meistens nicht unbeeinflusst – welchen Einfluss prominente Vorbilder haben können, zeigt ein Fall aus meiner Praxis. Da stellte sich eine etwa 20-jährige Patientin vor und sagte: „Ich möchte einen Hintern wie Kim Kardashian.“ Ich persönlich empfinde den Hintern von Frau Kardashian als schrecklich.

Aber das war nicht der Grund, warum ich die Operation abgelehnte:

Wenn etwas gewünscht wird, das nicht unseren Vorstellungen von natürlichen Proportionen entspricht, lehne ich Operationen grundsätzlich ab.

Kardashians Prominenz und somit auch ihr Aussehen ist ein Trend, ein flüchtiges Schönheitsideal. Aber Trends sind kurzlebig, sie vergehen – das Ergebnis eines plastischen Eingriffs bleibt. Ich folge daher grundsätzlich keinen Trends, sondern der Proportionslehre. Und die gilt schon seit dem Altertum.

Als weiteres gutes Beispiel für eine verquere Sicht auf die Proportionslehre und ein fragwürdiges Schönheitsideal dient ein Trend, der erst vor ein paar Tagen durch die Medien ging – und auch aus den USA kommt. Dort ist es jetzt angeblich für Frauen en vogue, sich die Brustwarzen verkleinern zu lassen. Kleine Brustwarzen sollen attraktiver machen. Aber das Gegenteil ist der Fall: Schon seit der Antike wird bei Frauen ein Brustwarzen-Durchmesser von 42 bis 46 Millimeter als attraktiv empfunden. Das entspricht keinesfalls knabenhaften Knospen. Eine Frau, die das heute machen lässt, wird sich schon bald wieder als unschön empfinden.

 

Expertenberatung ist wichtig: Wenn die Selbstwahrnehmung täuscht

Ein weiterer Fall aus meiner Praxis: Zu mir kam eine sehr junge Frau, die sich beklagte, dass ihr Kopf deformiert sei. Oben und hinten einfach viel zu flach. Sie fühlte sich mit dieser Wahrnehmung so unwohl, dass sie den angeblichen Makel mit einer voluminösen Dreadlock-Frisur verbarg. Ich sagte ihr: „Sie gehen jetzt zum Röntgen und dann schauen wir uns das gemeinsam mit einem Anatomiebuch an.“ Das Röntgenbild zeigte – wie erwartet – einen völlig normalen Schädel. Das habe ich ihr dann anhand eines Anatomiebuches erklärt. Ich habe den Eindruck, die Botschaft ist angekommen. Kein wirklicher Makel, sondern eine verschobene Selbstwahrnehmung war Grund für ihren Wunsch nach einer kosmetischen Operation.

 

Mein Rat als plastischer Chirurg mit langjähriger Erfahrung an besorgte Eltern

Solche Fälle zeigen, dass die Ursachen für den Wunsch nach korrigierenden Eingriffen oft in der Psychologie zu suchen sind. Wenn nun ein Kind – auch wenn es bereits gerade volljährig ist – so einen objektiv unsinnigen Wunsch äußert, rate ich Eltern zu einem unaufgeregten Gespräch. Dabei sollten sie ihrem Kind genau das sagen, was ich auch jungen Menschen rate, deren Behandlung ich ablehne: „Sie sind in einer jungen Lebensphase, in der Sie sich noch suchen und finden. Sie sind noch dabei, sich zu definieren. Einem kurzlebigen Trend zu folgen, verschafft keine Zufriedenheit mit dem eigenen Körper.”

Wenn Sie Fragen haben zu Schönheits-OPs und Behandlungen, rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns eine E-Mail.

 

Foto: Pexels / Anastasiya Gepp